„RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen

Antibiotika sind wirksame Medikamente zur Behandlung von schwerwiegenden Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Viren sind sie jedoch wirkungslos. Werden Antibiotika unnötigerweise eingenommen, kann das zur Bildung von Resistenzen beitragen. Das bedeutet: Antibiotika können dann nicht mehr wirken, weil die Bakterien gegen sie widerstandsfähig geworden sind.

Antibiotika bewusst einsetzen – Resistenzen vermeiden

Für eine sichere Versorgung mit Antibiotika in der Zukunft

Antibiotika werden in Deutschland überwiegend verantwortungsvoll verordnet, auch im EU-Vergleich schneidet die Bundesrepublik bereits gut ab. Doch Erfahrungen zum Beispiel aus den Niederlanden und der Schweiz zeigen, dass noch erhebliche Verbesserungen möglich sind, ohne dass es zu Einbußen bei der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung kommt. RESIST möchte dazu beitragen, eine verlässliche und sichere Versorgung mit Antibiotika dauerhaft zu erhalten und zugleich vermeidbare Neben- und Wechselwirkungen zu verhindern. Konkret geht es um die Förderung des gezielten Einsatzes von Antibiotika bei Erkältungen der Atemwege.

Modellvorhaben in acht Regionen

Das Modellvorhaben „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ wird getragen vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), seine sechs Mitgliedkassen sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und acht Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Es wird finanziert durch den Innovationsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und in den KV-Bezirken Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und Westfalen-Lippe umgesetzt.

Häufige Fragen und Antworten

1. Einleitung

In Deutschlands Arztpraxen werden pro Jahr schätzungsweise zwischen 38 und 40 Millionen Antibiotika-Verordnungen ausgestellt. Es stehen zahlreiche wirksame Antibiotika zur Behandlung von unterschiedlichen bakteriellen Infektionen zur Verfügung. Allerdings sind immer mehr Bakterien gegen die vorhandenen Antibiotika resistent. Die Folge ist, dass manche bakterielle Infektionen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt behandelt werden können oder neue Antibiotika gefunden werden müssen, um sie zu bekämpfen.

Damit die Wirksamkeit von Antibiotika bestehen bleibt, ist es wichtig, sie nur dann anzuwenden, wenn dies auch notwendig ist. Akute Atemwegserkrankungen werden in 90 Prozent der Fälle durch Viren ausgelöst, gegenüber denen Antibiotika wirkungslos sind.

Um den Einsatz von Antibiotika bei akuten Atemwegsinfekten weiter zu reduzieren, haben der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und seine Mitgliedskassen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und acht Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) das Projekt RESIST ins Leben gerufen. Ziel von RESIST ist es, Resistenzbildungen sowie vermeidbare Neben- und Wechselwirkungen von Antibiotika zu reduzieren. Dazu sollen Patienten und Ärzte zu einem noch bewussteren Umgang mit Antibiotika bei akuten Atemwegsinfekten motiviert werden.

2. Antibiotika

    2.1. Was sind Antibiotika?Antibiotika sind Medikamente, mit denen bakterielle Infektionen behandelt werden können. Zunächst wurden Antibiotika aus Stoffwechselprodukten von Bakterien oder Pilzen gewonnen, wie beispielsweise das Penicillin. Heutzutage gibt es auch synthetisch oder gentechnisch hergestellte Antibiotika.2.1. Was sind Antibiotika?
Instruments closeup

2.2. Gegen welche Infekte helfen Antibiotika?Antibiotika sind nur bei Infektionen wirksam, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Erkrankungen, die durch Viren oder Pilze hervorgerufen werden, helfen sie nicht. Wann ein Antibiotikum sinnvoll eingesetzt wird, entscheidet der behandelnde Arzt.

2.3. Gegen welche Infekte helfen Antibiotika nicht?Erkältungen mit Symptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Bronchitis werden fast immer durch Virusinfektionen ausgelöst. Eine Behandlung mit Antibiotika bringt daher in diesen Fällen, aber auch bei einer Virusgrippe (Influenza, „echte Grippe“), nichts. Denn Antibiotika sind gegen Viren – sowie Pilze – wirkungslos. Mit akuten Atemwegsinfektionen kann die körpereigene Abwehr (Immunsystem) jedoch in den allermeisten Fällen alleine fertig werden – sie braucht dafür nur etwas Zeit. Die Behandlung beschränkt sich daher auch auf die Linderung der Symptome, etwa durch schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente. Bestehen die Symptome fort oder kommt es zu einer Verschlechterung des Befindens, sollten Patienten ihren Arzt erneut aufsuchen.

3. Antibiotika-Resistenzen

3.1. Was versteht man unter einer Antibiotika-Resistenz?Antibiotika-Resistenz bedeutet, dass krank machende Bakterien widerstandsfähig gegen Antibiotika geworden sind. Das heißt, die Behandlung mit einem bestimmten oder mehreren verschiedenen Antibiotika führt nicht zum Absterben bzw. zur Wachstumshemmung der Bakterien, sodass sich die Krankheitserreger ungehindert vermehren können.Bedrohlich ist das vor allem für ältere Menschen mit Vorerkrankungen, insbesondere für chronisch und schwer kranke Patienten oder Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen. Diese können im schlimmsten Fall an der Infektion versterben.

3.2. Wie und warum entstehen Resistenzen?Die Ursache für die Entstehung von Antibiotika-Resistenzen ist die genetische Anpassungsfähigkeit von Bakterien. Durch kleine Veränderungen in ihrem Erbgut können sie sich mitunter so verändern (mutieren), dass ein Antibiotikum, das bislang erfolgreich gegen sie eingesetzt wurde, nicht mehr wirken kann.Durch die Übertragung von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch (etwa durch den Verzehr von infiziertem, nicht durchgegartem Fleisch) kommt es zur Verbreitung der Bakterien. Werden die Keime weiteren Antibiotika ausgesetzt, kann es passieren, dass sie auch gegen diese Resistenzen ausbilden.So können sich im Laufe der Zeit multiresistente Erreger (MRE) bilden, die mit den zur Verfügung stehenden Antibiotika nicht mehr oder nur noch eingeschränkt behandelt werden können. Die meisten bakteriellen Infektionskrankheiten lassen sich allerdings gut mit Antibiotika behandeln. Meist kommt es dann zur Bildung von Resistenzen, wenn Antibiotika nicht richtig angewendet werden. Das ist zum einen der Fall, wenn Antibiotika zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert eingenommen werden. Zum anderen, wenn Antibiotika bei Erkrankungen eingesetzt werden, gehen die sie nicht wirken können, z. B. bei Infektionen mit Viren. Deshalb ist es wichtig, Antibiotika so sparsam wie möglich und nur gezielt einzusetzen.“*

(*KBV.de)

Noch mehr Information finden Sie unter: http://www.kbv.de/html/index.php